Björn Streeck
@bjorn_streeckhttps://bjornstreeck.de/


Geboren 1983 in Berlin. Lebt und arbeitet in Berlin.
In grenzenlosen Möglichkeiten ist die grenzenlose Angst davor meist inbegriffen. Menschen suchen nach Methoden der Sinnstiftung und Strukturierung ihrer Wirklichkeit. Religion, Mythen, Orakel oder spirituelle Praktiken wie das Tarot scheinen Mittel für das menschliche Bedürfnis nach Klärung zu sein.
Björn Streecks Arbeiten sind Deutungswerkzeuge für die Unklarheiten unserer Wirklichkeit und die scheinbaren Unüberbrückbarkeiten des Zusammenlebens darin. Sie sind gewissermaßen Helfershelfer für die Selbst- und Fremderkenntnis. Informationen, die Streeck im Alltag, seiner Umgebung, mit seiner Familie und Freunden sammelt, und die im Austausch von Innen und Außen, sozialem Miteinander und deren Diskrepanzen entstehen, dienen ihm als Utensilien. Seine Arbeiten sind Bilder des Ordnens dieser Informationen.
Hauptsächlich arbeitet Streeck auf und mit Papier oder anderen flachen Materialien, die auf der Bildoberfläche zu vielschichtigen Gebilden heranwachsen. Die Überlagerung verschiedener materieller und formaler Ebenen ist ein entscheidendes Mittel im künstlerischen Herstellungsprozess und der Wirkung der Arbeiten. In ihnen treffen Formen, Oberflächenstrukturen, Materialien und Farben auf einander, verweben und reagieren miteinander. So werden sie zu einer Analogie der Wirklichkeit, in der sich ständig Dinge, Subjekte und Immaterielles begegnet, annähert, überlagert oder abgrenzt.
Streecks Arbeiten muten wie eine Chiffre dieser komplexen Netzwerke an und stellen dadurch nicht nur die Ordnung von Information dar, sondern sind auch als konkrete Kommunikationsversuche zu verstehen. Figuren befinden sich in einem ständigen Übergangsmodus zwischen der konkreten Form und ihrer Auflösung. Streeck fixiert diesen Moment des Schwellenzustands, der ständiger Zustand alltäglicher Wirklichkeit für alle daran Beteiligten ist. Analog dazu entstehen die Arbeiten selbst in fortlaufenden Prozessen, materiellen Erweiterungen, Zufällen und Wandlungen, die bis zuletzt den Eindruck erzeugen, die Bilder befänden sich in einem nie abgeschlossenen Zustand, aus dem Streeck eine Momentaufnahme abbildet. Dabei verleugnet sich das flache Medium jedoch niemals, denn obwohl die Arbeiten teilweise durch diverse Material- und Formschichten eine Tiefenwirkung und Objektcharakter erzeugen, entwirft Streeck zu keinem Zeitpunkt einen illusorischen oder ideellen Raum. Der Betrachter blickt auf materielle, flache und vor allem bildhafte Verweise komplexer Netzwerke unserer Realität. Dabei sind Streecks Arbeiten flach, objekthaft, bildhaft, abstrakt und figurativ zur selben Zeit. Er versperrt sich mit seiner Kunst also einer genauen Zuordnung und hält sich selbst als Künstler sowie seine Arbeiten in einem ständigen, nie abgeschlossenen Zwischenzustand.
Die Bilder als Deutungswerkzeuge sind und bleiben also in sich wiederum Bilder der Uneindeutigkeit. Darum werden sie zu Projektionsflächen und lassen eine Parallelität zwischen dem, was in den Bildern dargestellt wird und Ereignissen und Fragen im Leben des Betrachters entstehen. Das erlaubt einen Einblick in Björn Streecks Idee von Weltanschauung, in der Alles, wir alle, auch Streeck selbst und seine Kunstwerke „nur“ Werkzeuge in einem größeren Wirr-Warr sind.
Text von Sina Jentzsch 2019
In grenzenlosen Möglichkeiten ist die grenzenlose Angst davor meist inbegriffen. Menschen suchen nach Methoden der Sinnstiftung und Strukturierung ihrer Wirklichkeit. Religion, Mythen, Orakel oder spirituelle Praktiken wie das Tarot scheinen Mittel für das menschliche Bedürfnis nach Klärung zu sein.
Björn Streecks Arbeiten sind Deutungswerkzeuge für die Unklarheiten unserer Wirklichkeit und die scheinbaren Unüberbrückbarkeiten des Zusammenlebens darin. Sie sind gewissermaßen Helfershelfer für die Selbst- und Fremderkenntnis. Informationen, die Streeck im Alltag, seiner Umgebung, mit seiner Familie und Freunden sammelt, und die im Austausch von Innen und Außen, sozialem Miteinander und deren Diskrepanzen entstehen, dienen ihm als Utensilien. Seine Arbeiten sind Bilder des Ordnens dieser Informationen.
Hauptsächlich arbeitet Streeck auf und mit Papier oder anderen flachen Materialien, die auf der Bildoberfläche zu vielschichtigen Gebilden heranwachsen. Die Überlagerung verschiedener materieller und formaler Ebenen ist ein entscheidendes Mittel im künstlerischen Herstellungsprozess und der Wirkung der Arbeiten. In ihnen treffen Formen, Oberflächenstrukturen, Materialien und Farben auf einander, verweben und reagieren miteinander. So werden sie zu einer Analogie der Wirklichkeit, in der sich ständig Dinge, Subjekte und Immaterielles begegnet, annähert, überlagert oder abgrenzt.
Streecks Arbeiten muten wie eine Chiffre dieser komplexen Netzwerke an und stellen dadurch nicht nur die Ordnung von Information dar, sondern sind auch als konkrete Kommunikationsversuche zu verstehen. Figuren befinden sich in einem ständigen Übergangsmodus zwischen der konkreten Form und ihrer Auflösung. Streeck fixiert diesen Moment des Schwellenzustands, der ständiger Zustand alltäglicher Wirklichkeit für alle daran Beteiligten ist. Analog dazu entstehen die Arbeiten selbst in fortlaufenden Prozessen, materiellen Erweiterungen, Zufällen und Wandlungen, die bis zuletzt den Eindruck erzeugen, die Bilder befänden sich in einem nie abgeschlossenen Zustand, aus dem Streeck eine Momentaufnahme abbildet. Dabei verleugnet sich das flache Medium jedoch niemals, denn obwohl die Arbeiten teilweise durch diverse Material- und Formschichten eine Tiefenwirkung und Objektcharakter erzeugen, entwirft Streeck zu keinem Zeitpunkt einen illusorischen oder ideellen Raum. Der Betrachter blickt auf materielle, flache und vor allem bildhafte Verweise komplexer Netzwerke unserer Realität. Dabei sind Streecks Arbeiten flach, objekthaft, bildhaft, abstrakt und figurativ zur selben Zeit. Er versperrt sich mit seiner Kunst also einer genauen Zuordnung und hält sich selbst als Künstler sowie seine Arbeiten in einem ständigen, nie abgeschlossenen Zwischenzustand.
Die Bilder als Deutungswerkzeuge sind und bleiben also in sich wiederum Bilder der Uneindeutigkeit. Darum werden sie zu Projektionsflächen und lassen eine Parallelität zwischen dem, was in den Bildern dargestellt wird und Ereignissen und Fragen im Leben des Betrachters entstehen. Das erlaubt einen Einblick in Björn Streecks Idee von Weltanschauung, in der Alles, wir alle, auch Streeck selbst und seine Kunstwerke „nur“ Werkzeuge in einem größeren Wirr-Warr sind.
Text von Sina Jentzsch 2019